IMD _Institute of Media and Design

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Łukasz Lendziński _Dipl.- Ing. Architektur & Design

„Dinge die für die Ewigkeit geplant sind unterliegen dem Krampf des Perfektionismus und bremsen akutes Handeln. Das kann zur Langeweile oder auch zur Traurigkeit in der Stadt führen... umschichten läßt geheime Wünsche wahr werden.”

Nach dem Architekturstudium an der Kunstakademie Stuttgart gründete Lukasz Lendzinski unter diesem Stern zusammen mit Peter Weigand das Kollektiv umschichten. Seit 2008 bearbeitet er in diesem Rahmen Projekte im Spannungsfeld zwischen Kunst, Architektur und Städtebau. Seine Arbeit umfasst die Entwicklung von Konzepten und derer materiellen Erscheinungen. Meist tauchen diese in Form von Installationen, Interventionen, Ausstellungsdesigns oder Möbeln im urbanen wie auch im geschützten Raum auf. Ausgehend von der Frage: „Wie wirkt das reale Objekt auf den Empfänger?” dienen ihm sowohl räumliche Skizzen als auch 1:1 Modelle um über physische Szenarien die in Prozessen entstehenden Fragestellungen zu erörtern.

Aufgrund der vorangegangenen Ausbildung zum Tischler bildet die Nähe zur Materie einen essentiellen Baustein bei der Konzeption seiner Arbeiten. Sich einen Zugang zum Material über das sinnliche Erfahren zu erschließen stellt für ihn bis heute eine treibende Kraft im subjektiven Entwurfsprozess dar. Eine Weitere wird von den Materialeffekten selbst motiviert. Beide führen zu einer ästhetischen Konsequenz, die aus dem Umstand, bei dem die Werkzeuge oder das Material das Korsett bilden, heraus entwickelt wird und dienen ihm beim entwerfen als wesentliche Orientierung.

So faszinierte ihn 2013 während eines Stipendiums an der Akademie Schloss Solitude beim „Sauna-Disco-Imbiss” die unlösbare Verklumpung der begehbaren Installation aus Mensch, Tier und Material, die einen essentiellen Teil der Konstruktion bildete. Hingegen zeichnet sich die Arbeit von 2017, bei der umschichten eingeladen wurde, ein Ausstellungsdesign in der Stiftung Bauhaus in Dessau umzusetzen, über die Möglichkeit des trocken, faktischen Dekonstruierens aus. Der von umschichten geprägte Begriff des Pre-Cyclings wurde hierbei über das Ausleihen von Kanal-Rohr-Fertig-Teilen, die sich durch sinnliches Fügen zu einem Ausstellungsdesign transformieren, erlebbar. Dies wiederum illustriert seine Begeisterung für das zirkuläre Bauen plakativ. umschichtens Sicht auf diesen Themenkomplex, wird in der Publikation „A,B,C,A/ das umschichten Prinzip” aus dem Jahre 2019 ausgiebig betrachtet.

Das Thema, die Architektur im stetigen Wandel zu begreifen, sieht Lendzinski am besten am Beispiel der Pionierarbeit, die das gemeinsame Bürogebäude darstellt, verbildlicht. Die Transformation des Bauwerks wurde parallel zur Entstehung des Kunstvereins Wagenhalle auf dessen Gelände in Stuttgart, viermal durchgespielt. Es entstand eine exzessive, nacheinander aus dem gleichen Materialpool, sich über 10 Jahre wandelnde Architektur. Ein Vorgang, der in der aktuellen Debatte über nachhaltiges Bauen bei ihm die Frage nach dem Verpulvern des Materials und der Ressourcen stellt: Wie lange können wir mit einem Material bauen ohne es wegzuwerfen?

Darüber hinaus führte ihn das Interesse an der Relevanz von architektonischen Installationen im urbanen Kontext zu einer gemeinsamen Reflexion mit dem Architekturkollektiv Bellastock die in der Publikation „von Katzen und Mikrowellen” 2016 im Jovis Verlag herausgegeben wurde. Die Rolle der persönlichen Verantwortung und der Möglichkeit diese über die kommunikative Kraft der Installation zum Ausdruck zu bringen wird hierbei beleuchtet.

Dieses Thema wurde 2020 bei der installativen Umsetzung des „Spülpalasts”, welcher zusammen mit dem Kunsthaus Dresden und der Technischen Sammlung Dresden entwickelt wurde, aufgegriffen. Der Zugang zu Inhalten die sich um Themen sammeln, wie beispielsweise das ressourcenschonende Spülen, wird in diesem Fall über die sinnliche Erfahrung von Spül-Prozessen, in Form eines begehbaren Geschirrspülers, gestaltet. Dieses Prinzip steht konträr einem Design von sogenannten Black-Boxen gegenüber, wie sie z.B. ein Telefon darstellt. Dabei beschäftigt Lendzinski die Frage ob über diese Art von Transparenz-Architektur ein Beitrag zur Verhandlung von ökologischen Werten gebildet werden kann.

Das von Matthias Karch geleitete Institut of Media and Design, der technischen Universität Braunschweig, bildet den optimalen Rahmen um über visionäre Architekturen einen Zugang zu gesellschaftsrelevanten Themen zu üben. Lukasz Lendzinski erarbeitet seit 2020 gemeinsam mit Studierenden anhand derer Impulse utopische Entwürfe die auf ihre Leistungsfähigkeit in einen realen Kontext überprüft werden könnten oder einfach nur zum Träumen einladen.

Lukasz Lendzinski war bereits in der Lehre an der Universität und Hochschule für Technik in Stuttgart tätig und teilte sich 2019 die Gastprofesur für Produktdesign an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Er arbeitet und lebt mit seiner Familie in Hamburg.